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Die Bulimie tritt häufig bei Mädchen/Frauen zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr auf. Die von der Bulimie Betroffenen beschäftigen sich ständig mit dem Thema Essen, dessen Beschaffung und Zubereitung. Typisch sind Heißhungerattacken mit Essanfällen, hier kommt es zu einem Kontrollverlust, das bedeutet, dass die jungen Frauen, die an der Bulimie leiden, große Nahrungsmengen in einer kurzen Zeitspanne zu sich nehmen, jedoch kein Hunger- oder Sättigungsgefühl verspüren. Nach dem Essanfall werden unangemessene Kompensationsmechanismen eingesetzt, d. h. es kommt zum Erbrechen (häufig von der Betroffenen selbst ausgelöst), Einnahme von Abführmitteln, Diuretika oder Schilddrüsenhormonen sowie exzessiver sportlicher Betätigung, um einen Gewichtsverlust zu erzielen. Bei der Bulimie findet sich eine überwertige Angst vor einer Gewichtszunahme bei einem gleichzeitig bestehenden Bild eines „idealen Körpers“. Schon die Phantasie, an Gewicht zuzunehmen löst bei den von der Bulimie Betroffenen massive Ängste und Selbstunwertgefühle aus. Auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist gestört, die häufig attraktiven, normalgewichtigen bis schlanken Frauen erleben sich als dick, unattraktiv und hässlich. Die Essattacken, die kennzeichnend für die Bulimie sind, treten häufig in Situationen auf, in denen die Betroffenen Gefühle wie Angst, Traurigkeit, Wut aber auch Wünsche nach Beachtung, Zuwendung und Intimität verspüren. Die Aufnahme einer großen Nahrungsmenge erzeugt eine starke Angst vor einer Gewichtszunahme, die durch Erbrechen kurzfristig abgeschwächt wird. Danach stellen sich rasch Scham, Schuld und Versagensgefühle ein, häufig auch erhebliche depressive Verstimmungen mit Suizidgedanken. Das oben beschriebene Essverhalten im Rahmen der Bulimie verselbstständigt sich sehr häufig bis zur Abhängigkeit. Aufgrund des gestörten Essverhaltens treten medizinische Probleme auf. Es kommt zum Kaliummangel, der zu ernsthaften Herzrhythmusstörungen führen kann. Durch das Erbrechen im Rahmen der Bulimie kommt es zur Schädigung der Speiseröhre und der Zähne. Der gestörter Mineralstoffwechsels und Hormonstoffwechsel führt zum Haarausfall und Ausbleiben der Menstruation. Bei den Patientinnen, die an Bulimie leiden, findet man Untergewicht nicht so häufig, die meisten sind normgewichtig.

Bulimie: Auslösende Faktoren

Die bulimische Symptomatik tritt häufig in einer Verselbstständigungsphase auf (Studienbeginn, Berufseinstieg, Bezug einer eigenen Wohnung), in der eine räumliche Trennung vom Elternhaus ansteht. Es handelt sich häufig um Situationen, in denen sich die jungen Frauen exponiert fühlen und das Gefühl haben, sich bewähren zu müssen. Gleichzeitig erleben sie sich als ungenügend oder abgelehnt und zurückgewiesen. Der psychodynamische Hintergrund der Ess-/Brechsucht besteht häufig in einem Abhängigkeits-/Autonomiekonflikt.

Bulimie: Generelle Therapiemöglichkeiten

Schon angesichts der bei den Bulimie -Patientinnen häufigen Normgewichtigkeit, einer insgesamt eher vorhandenen Krankheitseinsicht und einem meist deutlichen Leidensdruck gestaltet sich die psychotherapeutische Vorgehensweise weniger schwierig. Bei der Bulimie gibt es neben dem analytisch orientierten psychotherapeutischen Vorgehen auch verhaltenstherapeutische Ansätze, die auf eine Veränderung des Essverhaltens im Sinne einer verstärkten Selbstkontrolle (z. B. Essprotokolle) und auf ein Selbstsicherheitstraining abzielen. Ein Problemlöse- und Kommunikationstraining ist häufig bei den an Bulimie erkrankten Patienten/Patientinnen hilfreich. Auch Selbsthilfegruppen wie ANAD, Cinderella, Over Eaters Anonymus haben einen stabilisierenden Effekt.

Bulimie: Therapieprogramm in der Hardtwaldklinik II

Einzelpsychotherapie In der Anfangsphase der Behandlung der Bulimie geht es darum, dass zwischen der Patientin/dem Patient und der Bezugstherapeutin/-therapeuten eine tragfähige therapeutische Beziehung entstehen soll. Das Therapieprogramm wird auf die vorliegende Art und den Schweregrad der Ess-/Brechsucht abgestimmt und festgelegt, das bedeutet, dass begleitende Maßnahmen wie sportliche Aktivitäten, physikalische Maßnahmen und Erstellung von Essprotokollen und ggf. ein Angehörigengespräch vereinbart wird. Im Verlauf werden die psychodynamischen Aspekte der Bulimie z. B. Konstellationen in der Herkunftsfamilie, Problematik der Abhängigkeit etc. beleuchtet. In der Regel gibt es ein bis zwei Einzelgespräche à 30 Minuten pro Woche. Die Frequenz variiert in Abhängigkeit vom Grad der bestehenden Bulimie, aber auch vom Therapieziel der Patientinnen/Patienten. Gruppenpsychotherapie Die Gruppenpsychotherapie ist Hauptbestandteil der Behandlung der Bulimie. Hierbei handelt es sich um interaktionelles Setting mit zwei Sitzungen pro Woche à 90 Minuten. Interaktionell bedeutet, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Gruppe intensiv in Kontakt kommen, Erfahrungen austauschen, über ihr aktuelles Befinden berichten und sich gegenseitig Rückmeldungen geben. Es handelt sich nicht um spezielle Indikationsgruppen die nur auf essgestörte Patienten ausgerichtet sind. Kreativtherapie Die Kreativtherapie findet ebenfalls im Gruppensetting statt, wobei wir Musiktherapie oder eine Körperwahrnehmungsgruppe anbieten können. In diesem Rahmen könnten die Patientinnen/Patienten die an Bulimie leiden lernen, ihre Gefühle besser zu spüren und ihren Körper wahrzunehmen und sich in Beziehungen zu anderen zu erleben. Essverhaltenstraining/Ernährungsberatungsgruppe In diesem Gruppensetting haben die Patientinnen/Patienten, die an der Bulimie erkranken, mit Unterstützung einer erfahrenen Ernährungsberaterin die Möglichkeit, ihr Essverhalten zu beleuchten, über die Bulimie zu sprechen und ein neues Essverhalten einzuüben. Abgesehen davon werden die Betroffenen über physiologische Folgen der Bulimie sowie über ein gesundes Essverhalten informiert. Es gibt auch die Möglichkeit Mahlzeiten gemeinsam zu planen und zuzubereiten. Sportliche Aktivitäten/physikalische Maßnahmen Diese werden individuell mit der Bezugstherapeutin/-therapeuten besprochen und vereinbart. Freizeitbereich Hier besteht die Möglichkeit an alternativen Angeboten wie Terrainwandern, informativen Vorträgen durch unsere Psychologen, Musikwerkstatt und Gestaltungstherapie teilzunehmen.

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