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Schlafdefizit kann zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führen. Ursächlich für Schlafdefizit ist bei einigen Menschen eine verkürzte Schlafdauer, z. B. durch zu spätes zu Bett gehen, ohne dass die Einschlafphase oder das Durchschlafen beeinträchtigt ist. Diese Menschen können ihr Schlafdefizit leicht beheben, indem sie sich einfach mehr Zeit für den Nachtschlaf nehmen. Häufiger liegt dem chronischen Schlafdefizit jedoch eine Störung des Einschlafens, des Durchschlafen und/oder der Schlafarchitektur zu Grunde.
Obwohl eindeutige Definitionskriterien für Schlaf störungen weitgehend fehlen, kommen verschiedene Untersuchungen zu vergleichbaren Ergebnissen bezüglich der Häufigkeit von krankhaftem Schlafdefizit in der Allgemeinbevölkerung. Die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) geht davon aus, dass nach der „Mannheimer Allgemeinarztstudie“ etwa 20% der Patienten in Allgemeinpraxen über einen aus Ein- und/oder Durchschlafstörungen resultierenden Schlafdefizit über einen Zeitraum von zumindest 4 Wochen leiden. Frauen sind hiernach häufiger von Schlafdefizit betroffen als Männer, ältere Menschen häufiger als jüngere.
Nach einer repräsentativen Umfrage einer Göttinger Arbeitsgruppe leiden 25% aller Westdeutschen zumindest zeitweilig an Schlafdefizit. Die gleiche Studie weist aus, dass etwa 11% ihren Schlaf häufig oder gar ständig als gestört erleben. Zu vergleichbaren Zahlen kommen Hajak und Rüther (in. H. J. Möller: Therapie psychiatrischer Erkrankungen). Die Autoren geben die Häufigkeit von Schlafstörungen in der Bevölkerung zwischen 20 und 30% an. Sie stellen fest, dass 10 bis 15% an schwerem und damit vermutlich behandlungsbedürftigem Schlafdefizit leiden.
Schlafdefizit bezeichnet ein Missverhältnis zwischen individuellem Schlafbedürfnis und Schlafvermögen. Versuche einer Objektivierung sind nicht wirklich befriedigend. Manche Autoren gehen dann von einer Schl afstörung aus, wenn die Einschlafphase mehr als 30 Minuten dauert oder der Nachtschlaf vor einer Frist von 6 Stunden endet. Insbesondere was die Schlafdauer betrifft, muss man von großen interindividuellen Unterschieden ausgehen. Von Napoleon beispielsweise ist überliefert, dass er zumeist nur drei bis vier Stunden schlief. Viele andere herausragende Persönlichkeiten sind als Kurzschläfer bekannt, ohne dass das notorische Schlafdefizit negative Auswirkungen auf Konzentration, Leistungsfähigkeit oder Kreativität hat. Eine größere Bedeutung als der objektivierbaren Schlafdauer kommt somit der Qualität des Schlafes zu. Deswegen wird in der wissenschaftlichen Diskussion zunehmend von „nicht erholsamem Schlaf“ gesprochen, um die Bedeutung des subjektiven Erlebens zu unterstreichen. Von einem krankhaften Schlafdefizit geht man dann aus, wenn sich die nachfolgend genannten Beschwerden des nicht erholsamen Schlafes innerhalb eines Monats jeweils mindestens dreimal pro Woche wiederholen. Eine entscheidende Bedeutung bei der Diagnosestellung kommt der Einbuße an Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit am Folgetag zu.
Häufige Aspekte des Schlafdefizits sind:
- abendliches Nicht-Einschlafen-Können
- häufiges Kurzerwachen
- längeres nächtliches Wachliegen
- frühmorgendliches Erwachen
- Gedankenkreisen und Problemgrübeln
- angstvolle Erwartung neuerlicher nächtlicher Schlafstörungen
- unruhiger und flacher Schlaf
- Krämpfe in den Beinen
- Bewegungsunruhe, meist ebenfalls im Bereich der Beine
- lautes und unregelmäßiges Schnarchen
- nächtliche Atempausen
Symptome des Schlafdefizit`s am Folgetag sind:
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Minderung des Konzentrationsvermögens und der allgemeinen Leistungsfähigkeit
- Gefühle allgemeinen Unwohlseins
- Antriebsschwäche
- Behandung körperlicher Faktoren: Hierzu gehört ggfs. die Behandlung einer Herzmuskelschwäche, eines Bluthochdrucks, eines Lungenasthmas oder eines Geschwürleidens an Magen oder Zwölffingerdarm. Von zunehmender Bedeutung sind mögliche negative Auswirkungen einer vorbestehenden Medikation auf den Nachtschlaf. Es gilt stets zu prüfen, ob durch die Veränderung einer Vormedikation der Nachtschlaf verbesserbar ist.
- Verbesserung der Schlafhygiene: Nicht selten resultiert ein Schlafdefizit aus Problemen der Schlafhygiene, allem voran ein zu spätes zu Bett gehen. Ungünstig ist es im Bett zu fernsehen oder zu arbeiten. Das Einschlafen vor dem Fernseher auf dem Sofa sollte vermieden werden. Es erschwert das spätere Einschlafen im Bett nur unnötig. Die Einnahme schwerer Mahlzeiten am Abend sowie das Trinken coffeinhaltiger Getränke (Kaffee, schwarzer Tee, Cola) können Ursachen für Schlafdefizit sein.
- Behandlung zugrunde liegender psychischer Probleme: Mehr als 80% aller Patienten mit ausgeprägtem Schlafdefizit leiden vorübergehend oder länger anhaltend an psychischen Problemen. Am häufigsten ist Schlafdefizit in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen. Bei einer schweren Depression ist das Schlafverhalten fast immer gestört. Typisch ist das Früherwachen. Quälende negative Gedanken halten vom Wiedereinschlafen ab. Bei Angsterkrankungen ist die Schlafstörung oft verbunden mit Herzjagen, Schweißausbrüchen und Atemnot. Bei sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörungen brechen insbesondere nachts verdrängte Erinnerungen an schwer traumatisierende Erlebnisse auf. Der Schlaf ist häufig gestört durch Ängste und Alpträume. Bei Alkoholmissbrauch wird typischerweise die normale Abfolge von Schlafstadien gestört. Das Einschlafen gelingt meist schneller. Es werden nachweislich die für einen erholsamen Schlaf entscheidend verantwortlichen Tief- und REM-Schlafphasen unterdrückt. Es kommt zu einem unruhigen Schlaf, häufigen Alpträumen und einem frühen Erwachen. Die Behandlung bei Schlafdefizit bedeutet in diesen und anderen Fällen eine Behandlung des ursächlichen Leidens.
- Die Therapie ist in der Regel mehrgleisig und an den individuellen Erfordernissen ausgerichtet. Sie umfasst immer eine Schlafberatung, mit dem Ziel einer Reduktion ungünstiger Rituale und Schlafgewohnheiten und der Förderung gesünderer Lebensweisen. Insbesondere beim Vorliegen einer psychischen Problematik ist im Regelfall das Erlernen eines Entspannungsverfahrens angezeigt. Darüber hinaus ist in vielen Fällen eine fachpsychotherapeutische Behandlung angeraten, um tiefergehende seelische Probleme zu bearbeiten. Eine befristete medikamentöse Behandlung, mit geeigneten Substanzen ohne Abhängigkeitsproblematik, kann hilfreich sein.