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Definition: Polyneuritis

Die Erkrankung – Polyneuritis – tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Menschen zwischen dem 20. und 30. sowie zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr sind bevorzugt betroffen. Insgesamt erkranken ca. 2 von 100.000 Einwohnern an Polyneuritis. Bei Polyneuritis handelt es sich um eine meist akute Erkrankung mit Lähmungen der Muskeln sowie manchmal Gefühlsstörungen. Störungen im Herz-, Kreislauf-, Atem- oder Temperaturhaushalt sowie Blasenstörungen können zusätzlich vorliegen. 

Symptome der Polyneuritis:

  • Akut auftretende Rücken- und Gliederschmerzen
  • Gefühlsstörungen im Bereich der Beine und/oder Arme
  • Lähmungen, die häufig im Bereich der Beine beginnen und sich dann über das Becken und die Armmuskulatur nach oben fortsetzen
  • Gesichtslähmung
  • Störungen in der Regulation von Herz, Kreislauf, Atem und Temperatur sowie Blasenfunktion
  • Hirnnervenausfälle d. h. zum Beispiel Augenmuskellähmungen sind möglich (Miller-Fischer-Syndrom / MFS)
Es kann manchmal nur ein Symptom, manchmal können auch mehrere der oben erwähnten Symptome gemeinsam auftreten. Selten gibt es auch eine chronische Verlaufsform (chronic inflammatory demyelinating polyneuropathy / CIDP), die sich über viele Monate entwickelt.

Ursache der Polyneuritis:

Die Ursache der Polyneuritis ist unbekannt. Es wird angenommen, dass es zu einer Abwehrreaktion des eigenen Körpers gegen die eigenen Nerven kommt. Dies wird vermutet, da die Erkrankung gehäuft nach Infektionen, z. B. Atemwegsinfektionen, aber auch nach Infektionen mit dem Zytomegalievirus oder mit dem HIV–Virus vorkommen. Auch ein Auftreten nach Impfungen ist möglich. Durch das Auftreten von Antikörpern kommt es zu einer Veränderung der Nerven, die in der Folge dann die Gefühlsstörungen und Lähmungen verursachen kann.

Diagnosestellung bei Polyneuritis:

  • Neurologisch-klinische Untersuchung
  • Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit mit einer typischen Zellzusammensetzung
  • Evtl. elektrophysiologische Untersuchungen

Therapie der Polyneuritis:

Da Störungen der Atem- und Herzkreislauffunktion vorkommen können, muss der Patient auf einer neurologischen Intensivstation behandelt werden. Ständige Kontrollen der Kreislaufwerte sowie Verhinderung von Thrombosen und Lungenentzündungen sowie regelmäßige Krankengymnastik sind erforderlich. Meist erfolgt die Gabe von Immunglobulinen. Je nach Verlauf wird eventuell auch ein Plasmaaustausch vorgenommen. Manchmal wird auch Cortison gegeben, insbesondere bei der chronischen Verlaufsform.

Verlauf der Polyneuritis:

In 70 % der Fälle bilden sich die neurologischen Symptome in der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftretens langsam und vollständig zurück. Bei 5 bis 10% der Patienten mit Polyneuritis kommt es zu plötzlichen Todesfällen durch Atem- oder Kreislaufstörungen.  Die Klinik am Osterbach behandelt häufig Patienten mit Polyneuritis, nachdem die Akutbehandlung abgeschlossen ist. Die Patienten erhalten hier eine intensive werktägliche Betreuung durch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, wenn notwendig Neurolinguisten sowie bei weiteren Verbesserungen auch Gruppentherapien durch Sprachtherapeuten. Da manche Patienten großen Ängsten wegen der Lähmungen ausgesetzt sind und möglicherweise depressive Verstimmungen entwickeln, wird auch eine psychologische Begleitung angeboten. Zusätzlich werden physikalische Maßnahmen wie Packungen, Bäder und Massagen angeboten, die die Muskulatur lockern können und insgesamt zum Wohlbefinden der Patienten beitragen. Ständige pflegerische Betreuung sowie regelmäßige ärztliche Kontrollen sind selbstverständlich. Nach Entlassung aus der stationären Behandlung erhalten Patienten mit Polyneuritis üblicherweise weiter ambulant Physiotherapie und falls es notwendig ist, auch weitere Therapien. Wenn es erforderlich ist, erfolgt noch eine Hilfsmittelversorgung, z. B. die Verordnung eines Rollators über die Klinik am Osterbach. Bei betroffenen Patienten, die noch im Arbeitsprozess stehen, wird über die Klinik am Osterbach auch geprüft, inwieweit eine Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit, sei es stufenweise oder in Vollzeit, möglich ist und entsprechend mit den Patienten thematisiert. Wir freuen uns, Sie in unserem Haus begrüßen zu können. Dr. med. M. Loew