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Juvenile Arthritis: Rheuma bei Kindern und Jugendlichen

Rheuma bei Kindern verläuft oft schleichend und anfangs unbemerkt. Die juvenile Arthritis ist die häufigste Form und kann bereits im Kleinkindalter auftreten. Lesen Sie, worauf Eltern achten sollten und welche Behandlungen zur Verfügung stehen.

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Rheuma betrifft nicht nur ältere Menschen. Auch Kinder und Jugendliche können an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leiden. Die häufigste Form von Rheuma bei Kindern ist die juvenile Arthritis. Diese chronische Gelenkentzündung kann bereits im Kleinkindalter auftreten, betrifft überwiegend Mädchen und bringt nicht nur körperliche Beschwerden mit sich, sondern stellt auch im Alltag und in der Entwicklung eine große Herausforderung dar. 

Was ist Kinderrheuma (juvenile Arthritis)?

Juvenile Arthritis beschreibt eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung, die bei Kindern und Jugendlichen vor dem 16. Lebensjahr auftritt. Im Gegensatz zu Gelenkentzündungen, die im Rahmen von Infektionen vorübergehend auftreten können, bleibt die Entzündung bei dieser Form von Kinderrheuma dauerhaft bestehen – mindestens über sechs Wochen hinweg. Häufig ist die Rede von der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), bei der die genaue Ursache der Erkrankung unbekannt ist. 

Das bedeutet juvenile Arthritis:

  • Juvenil: im Jugendalter, also vor dem vollendeten 16. Lebensjahr
  • Arthritis: Entzündung der Gelenke

Symptome: So äußert sich Rheuma bei Kindern

Nicht jede Gelenkentzündung bei Kindern ist gleich Rheuma. Es gibt auch vorübergehende und meist harmlose Entzündungen, wie zum Beispiel den sogenannten „Hüftschnupfen“. Dieser heilt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig aus, ohne bleibende Schäden an den Gelenken zu hinterlassen. In etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle entwickeln sich Gelenkentzündungen jedoch zu chronischen Erkrankungen, die länger als sechs Wochen andauern. Chronisches Kinderrheuma kann mit starken Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und im weiteren Verlauf sogar Fehlstellungen der Gelenke einhergehen.

Rheuma bei Kindern tritt meist schleichend auf und verläuft häufig in Schüben. Die Entzündung betrifft in erster Linie die Gelenkinnenhaut (Synovia), die sich verdickt und vermehrt Gelenkflüssigkeit bildet. Dadurch entsteht eine chronische Reizung im Gelenk, die unbehandelt zu dauerhaften Schäden führen kann. Die Beschwerden bei Kinderrheuma können sehr unterschiedlich ausfallen. Art und Ausprägung der Symptome variieren je nach Verlaufsform und dem klinischen Erscheinungsbild zu Krankheitsbeginn. Typisch für die juvenile Arthritis sind eine druckschmerzhafte Schwellung, ein Gelenkerguss (Ansammlung von Flüssigkeit im Gelenk) sowie eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung. Die betroffenen Gelenke sind häufig überwärmt und können gerötet erscheinen. Diese Symptome können sowohl einzelne Gelenke betreffen als auch mehrere gleichzeitig. Neben den Gelenkbeschwerden können auch allgemeine Symptome wie Fieber, Hautausschläge oder Augenentzündungen auftreten.


Warnzeichen von Kinderrheuma erkennen

Gerade kleine Kinder können Schmerzen oft nicht genau benennen oder sprechen diese nicht von sich aus an. Umso wichtiger ist es, auf körperliche und verhaltensbezogene Veränderungen zu achten, die auf Rheuma bei Kindern hindeuten könnten. Typische Warnzeichen sind:

  • Steifheit der Gelenke am Morgen (sogenannte Morgensteifigkeit)
  • Geschwollene, warme oder empfindliche Gelenke
  • Ungewohnte Bewegungsmuster oder Schonhaltungen, z. B. Hinken
  • Das Kind möchte häufiger getragen werden, obwohl es eigentlich schon gut laufen kann
  • Das Kind greift oder stützt sich anders ab als zuvor
  • Schmerzen beim Kauen oder beim Öffnen des Mundes
  • Nicht juckende Augenrötungen oder -entzündungen

Erscheinungsformen der juvenilen Arthritis

Juvenile Arthritis ist ein Sammelbegriff für verschiedene Unterformen von Kinderrheuma, die sich in ihrem Verlauf, dem Alter beim Krankheitsbeginn und der Ausbreitung in den Gelenken unterscheiden. Jede Form hat eigene Besonderheiten und erfordert eine individuell angepasste Behandlung. 

  • Oligoarthritis: Diese häufige Form des kindlichen Rheumas betrifft anfangs nur wenige Gelenke und tritt vor allem im Kleinkindalter auf. Bei vielen Kindern kommt es zusätzlich zu Entzündungen der Augen.
  • Systemische Arthritis: Betrifft nicht nur die Gelenke, sondern auch innere Organe. Beginnt oft mit hohem Fieber und kann mit Hauterscheinungen einhergehen.
  • Seronegative Polyarthritis: Betrifft mehr als vier Gelenke, typischerweise die kleinen Finger- und Zehengelenke und die Hand- oder Sprunggelenken.
  • Seropositive Polyarthritis: Sehr seltene Form von Rheuma bei Kindern, die sich meist bei jugendlichen Mädchen entwickelt. Ähnelt dem Erwachsenenrheuma.
  • Psoriasisarthritis: Kann der Schuppenflechte zeitlich vorausgehen. Hinweise auf diese Form sind Psoriasis bei nahen Angehörigen, Veränderungen an den Nägeln sowie Entzündungen einzelner Finger oder Zehen.
  • Enthesitis-assoziierte Arthritis: Betrifft meist Knie- und Sprunggelenke sowie Sehnenansätze, vor allem bei Jungen im Schulalter.
Drei Hände halten sich fest

Einflüsse

Kinderrheuma: Ursachen und Veranlagung 

Die genauen Ursachen der juvenilen Arthritis sind nicht vollständig bekannt. Die juvenile Arthritis ist keine klassische Erbkrankheit, auch wenn eine genetische Veranlagung bei mehreren Formen eine Rolle spielt. In den meisten Fällen ist nicht mehr als ein Familienmitglied betroffen, was gegen eine direkte Vererbbarkeit spricht. Vermutlich entsteht Kinderrheuma durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren – etwa erblichen Anlagen und Umwelteinflüssen wie Infektionen oder starken körperlichen oder seelischen Belastungen. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift, vor allem die Gelenke.

Rheuma bei Kindern diagnostizieren

Die Diagnose von Rheuma bei Kindern basiert auf einer ausführlichen Anamnese und einer klinischen Untersuchung, bei der ein vollständiger Gelenkstatus erhoben wird. Dabei werden alle Gelenke auf Schwellung, Schmerz und Bewegungseinschränkungen geprüft. Wichtig bei der Diagnose von Kinderrheuma ist, andere Ursachen wie Infektionen, Verletzungen oder Stoffwechselerkrankungen auszuschließen. Erst wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen andauern, kann eine juvenile Arthritis festgestellt werden. Entscheidend ist auch, die konkrete Form der juvenilen Arthritis zu bestimmen, da diese die Therapie und Langzeitprognose beeinflusst. Eine frühzeitige Diagnose hilft, dauerhafte Gelenkschäden zu vermeiden und die Lebensqualität der Kinder zu erhalten.

Behandlung der juvenilen Arthritis

Die Behandlung von Kinderrheuma, insbesondere der juvenilen Arthritis, ist in vielen Punkten vergleichbar mit der Therapie der rheumatischen Arthritis bei Erwachsenen. Ziel ist es, Entzündungen zu kontrollieren, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und dauerhafte Gelenkschäden zu verhindern. Die Therapie wird dabei individuell auf die jeweilige Form und den Schweregrad der Erkrankung abgestimmt. Je früher Rheuma bei Kindern erkannt und gezielt behandelt wird, desto besser sind die Chancen, eine normale körperliche Entwicklung zu ermöglichen und das Leben mit der Erkrankung gut zu bewältigen.

Medikamentöse Behandlung

Im Zentrum der Behandlung von Kinderrheuma steht oft eine medikamentöse Therapie, die darauf abzielt, die helfen soll, Entzündungen zu kontrollieren und Krankheitsschübe zu begrenzen. Je nach Verlauf können ergänzend Medikamente eingesetzt werden, die darauf ausgerichtet sind, den Krankheitsverlauf langfristig positiv zu beeinflussen und das Risiko einer Verschlechterung zu reduzieren.

Physio- und Ergotherapie

Physiotherapie ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung von Rheuma bei Kindern. Sie soll dabei helfen, Gelenkfunktionen zu erhalten, die Beweglichkeit zu fördern und Muskelkraft aufzubauen. Ergänzend kann die rheumatische Ergotherapie Kinder darin unterstützen, alltägliche Aktivitäten besser zu bewältigen – zum Beispiel beim Anziehen, Schreiben oder Spielen.

Interdisziplinäre Betreuung

Da es sich bei der juvenilen Arthritis um eine chronische Erkrankung handelt, ist eine ganzheitliche, langfristig angelegte Betreuung besonders wichtig. Neben Ärzten sind oft auch Therapeuten und Psychologen beteiligt. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht eine individuell abgestimmte Versorgung, die nicht nur die medizinische Behandlung, sondern auch die körperliche, emotionale und soziale Entwicklung der betroffenen Kinder unterstützt.

So können Sie Ihr Kind mit Rheuma im Alltag unterstützen 

Viele Eltern stellen sich die Frage, wie sie ihr an Rheuma erkranktes Kind bestmöglich begleiten können. Die Unterstützung reicht dabei von Hilfsmitteln über Anpassungen im Alltag bis hin zu Informations- und Beratungsangeboten. Ziel ist es, dem Kind, trotz der chronischen Erkrankung, ein möglichst selbstbestimmtes und aktives Leben zu ermöglichen.

Nehmen Sie an Schulungen für Eltern teil, um Kinderrheuma und die Behandlung besser zu verstehen und im Alltag sicherer damit umzugehen. Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung als Teil einer festen Alltagsroutine kann Schmerzen lindern und das körperliche wie seelische Wohlbefinden Ihres Kindes verbessern. Unterstützen Sie bei Ihrem Kind außerdem eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Sie kann Entzündungen im Körper positiv beeinflussen und das allgemeine Wohlbefinden stärken. Achten Sie auch auf seelische Belastungen oder Verhaltensveränderungen bei Ihrem Kind. Bei Bedarf kann eine psychologische Betreuung helfen, frühzeitig zu entlasten und mit der Erkrankung umzugehen. Soziale Unterstützung kann zusätzlich stabilisierend wirken: Ermutigen Sie Ihr Kind, sich mit anderen Kindern und Jugendlichen, die an juveniler Arthritis erkrankt sind, auszutauschen. Das kann das Selbstvertrauen stärken und im Umgang mit der Krankheit helfen. Nicht zuletzt können passende Hilfsmittel einen wichtigen Beitrag zur aktiven Teilhabe am Alltag leisten. Nutzen Sie Mobilitätshilfen wie Laufrad, Gehroller oder Gehstützen zur Entlastung der Gelenke – die Auswahl sollte individuell abgestimmt werden.

Behandlung von rheumatischen Erkrankungen in den Wicker-Kliniken

Eine ganzheitliche Behandlung kann sowohl Kindern als auch Erwachsenen mit rheumatischen Erkrankungen entscheidend dabei helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen und möglichen Langzeitfolgen vorzubeugen. In den Wicker-Kliniken unterstützen wir Betroffene mit individuell abgestimmten Therapiekonzepten, die neben der medizinischen Versorgung auch vielfältige therapeutische Maßnahmen beinhalten – darunter die rheumatische Bewegungstherapie, aber auch eine psychosoziale Begleitung.

Informieren Sie sich über unsere gezielten Rehabilitationsangebote bei rheumatischen Erkrankungen und erfahren Sie, wie wir Sie oder Ihr Kind auf dem Weg zu mehr Lebensqualität unterstützen können.

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