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Tinnitus durch Stress: Ohrgeräusche als Warnsignal der Psyche

Häufig wird Tinnitus durch Stress ausgelöst oder tritt als Zusatz­erscheinung bei psychischen Belastungen auf. Erfahren Sie, wie Sie Auslöser von stressbedingtem Tinnitus erkennen und gezielt bewältigen können.

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Ein Rauschen, Pfeifen, Klingeln oder Sausen im Ohr – oft ist das die Art des Körpers, uns zu zeigen, dass wir wortwörtlich zu viel um die Ohren haben. All das sind typische Ohrgeräusche für einen Tinnitus, der unter anderem durch Stress ausgelöst werden kann. Ein akuter Tinnitus, der durch plötzlichen Stress ausgelöst wird, verschwindet in der Regel wieder. Er kann jedoch auch länger anhalten. Von chronischem Tinnitus spricht man, wenn die Geräusche im Ohr über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten wiederkehrend oder dauerhaft auftreten. Insbesondere stressbedingter Tinnitus durch die Psyche kann über längere Zeit bestehen und einen hohen zusätzlichen Leidensdruck verursachen. 

Tinnitus Ursache feststellen

Eine klare Tinnitus Diagnose mit Angabe der Ursache ist entscheidend, um eine passende Behandlung einzuleiten. Dafür ist eine ganzheitliche ärztliche Untersuchung notwendig. Grundsätzlich werden zwei Arten von Tinnitus unterschieden. Ein objektiver Tinnitus ist auch von außen wahrnehmbar, beispielsweise durch ein zuckendes Trommelfell. Beim subjektiven Tinnitus hingegen nimmt nur die betroffene Person die Geräusche wahr, was die Diagnose und das Finden der Tinnitus Ursache erschweren kann. Grundsätzlich können sowohl körperliche als auch psychische Auslöser möglich sein. Besteht der Verdacht auf einen psychosomatischen Tinnitus, können durch entsprechende Untersuchungen körperliche Ursachen ausgeschlossen werden. Auch Informationen über die Beschwerden, wie der Zeitpunkt des Auftretens, sind wichtig, um mögliche Auslöser zu identifizieren.

Der Zusammenhang von Tinnitus und Stress

Tinnitus und Stress beeinflussen sich gegenseitig. Tinnitus kann durch Stress ausgelöst werden, gleichzeitig verstärken die permanent wahrgenommenen Ohrgeräusche selbst den Stress erneut. Somit ist Stress nicht nur ein möglicher Auslöser für das erstmalige Auftreten eines Tinnitus, sondern kann auch bei bereits bestehendem Tinnitus die Intensität und Häufigkeit der Symptome deutlich erhöhen.

Die ständige Wahrnehmung der Geräusche kann zu innerer Unruhe, Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen führen. Viele Betroffene empfinden es als kaum möglich, zur Ruhe zu kommen oder sich zu entspannen. Daraus ergeben sich häufig Gefühle von Hilflosigkeit und Frustration, die die emotionale Belastung und das Stresslevel weiter erhöhen. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad des Tinnitus und der Stressintensität sowie der Stressdauer. Je höher das Stressniveau, desto stärker werden die Ohrgeräusche empfunden – und umgekehrt.

Stressbedingten Tinnitus behandeln

Ob stressbedingter Tinnitus wieder weggeht, hängt von mehreren Faktoren ab – vor allem von der Dauer, Intensität und dem individuellen Umgang mit Stress. Die gute Nachricht: Er kann sich zurückbilden, wenn die Ursache, also die Stressbelastung, reduziert wird. Sowohl eine professionelle Behandlung als auch gezielte Maßnahmen und Strategien zur Reduzierung von emotionaler Anspannung können dazu beitragen, stressbedingten Tinnitus zu lindern oder ganz zum Abklingen zu bringen.

Therapeutische Ansätze

Bei stressbedingtem oder psychosomatisch verursachtem Tinnitus kann eine Psychotherapie hilfreich sein, insbesondere wenn hohe psychische Belastung zugrundeliegen. Ziel ist es, sowohl die psychischen Belastungen, die den Tinnitus ausgelöst haben, zu bearbeiten, als auch einen besseren Umgang mit den Ohrgeräuschen zu entwickeln.

Gibt es Medikamente gegen Tinnitus?

Derzeit gibt es kein Medikament, das Tinnitus direkt heilen oder bei allen Betroffenen zuverlässig wirken kann. Dennoch können Medikamente im Einzelfall sinnvoll sein. Beispielsweise kann bei psychischen Ursachen oder begleitenden Beschwerden wie Depressionen, Ängsten oder Schlafstörungen der Einsatz von Antidepressiva oder anderen psychotropen Medikamenten in Erwägung gezogen werden. Solche medikamentösen Ansätze sollten jedoch immer individuell mit dem behandelnden Arzt abgestimmt und sorgfältig abgewogen werden.

Was kann man selbst bei stressbedingtem Tinnitus tun?

Auch wenn es keine Sofortlösung gibt, können Betroffene mit gezielten Maßnahmen selbst viel dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern und den Umgang mit dem Tinnitus zu verbessern. Am wichtigsten ist es, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und einen individuellen Weg im Umgang mit dem Tinnitus zu finden: 

Stressmanagement: Erlernen und regelmäßiges Anwenden von Techniken zur aktiven Stressbewältigung, z. B. durch Achtsamkeit, Zeitmanagement oder kognitive Strategien.

Entspannung: Atemübungen, Meditation oder andere Entspannungstechniken helfen, den Körper zu beruhigen und angespannte Muskeln zu lösen.

Bewegung: Regelmäßiger Sport oder Spaziergänge an der frischen Luft fördern den Stressabbau und stärken das allgemeine Wohlbefinden.

Ruhe & Erholung: Ausreichend Schlaf und bewusst eingeplante Pausen im Alltag sind wichtig, um das Nervensystem zu entlasten.

Ergänzende Methoden: Viele Betroffene empfinden leise Hintergrundgeräusche, Klangtherapien oder beruhigende Musik als hilfreich, um den Tinnitus als weniger störend wahrzunehmen.

Auslöser meiden: Koffein, Nikotin, Alkohol, Schokolade und zuckerhaltige Getränke können den Blutdruck erhöhen und die Tinnitus-Symptome verstärken – ein bewusster Umgang damit kann helfen.

Mann im Schneidersitz macht Atemübung mit Hand auf dem Bauch
Mann im Schneidersitz macht Atemübung mit Hand auf dem Bauch

Alltagsübung

Schnelle Entspannungs­übung für zwischendurch

Mit einer schnellen Atemfokus-Übung kann das Nervensystem kurzfristig beruhigt, Stress reduziert und eine Ablenkung von den Ohrgeräuschen geschaffen werden. 

1. Setzen Sie sich aufrecht, aber bequem hin und legen Sie Ihre Hände locker auf die Oberschenkel.

2. Schließen Sie die Augen und richten Sie die Aufmerksamkeit auf Ihren Atem – ohne ihn zu verändern.

3. Atmen Sie langsam und tief durch die Nase ein und zählen Sie dabei bis 4, halten Sie den Atem kurz an und zählen bis 2 und atmen Sie anschließend langsam durch den Mund wieder aus, während Sie bis 6 zählen.

4. Wiederholen Sie diesen Rhythmus für 6–10 Atemzüge und versuchen Sie, sich nur auf den Luftstrom und das Heben und Senken des Bauches zu konzentrieren.

5. Wenn Gedanken oder das Ohrgeräusch auftauchen, nehmen Sie diese kurz wahr – und bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit langsam wieder zum Atem zurück.


Diese Übung lässt sich überall anwenden – im Büro, in der Bahn oder vor dem Einschlafen. Schon wenige Minuten bewusster Atmung können helfen, innere Anspannung zu lösen, den Fokus vom Tinnitus abzulenken und ein Gefühl von Ruhe zurückzugewinnen. 

Ganzheitliche Behandlung in der Klinik Am Osterbach

In unserer Klinik Am Osterbach in Bad Oeynhausen verfügen wir über eine spezialisierte Tinnitusfachabteilung. Hier behandeln wir Tinnitus im Rahmen einer ganzheitlichen psychosomatischen Rehabilitation – also, wenn Tinnitus nicht als Erstdiagnose, sondern in Verbindung mit Stress oder anderen psychosomatischen Erkrankungen auftritt. Unsere Behandlung basiert auf einem psychosomatischen Therapiekonzept, das um eine fachärztliche HNO-Behandlung ergänzt wird. Dabei werden sowohl psychische als auch körperliche Einflussfaktoren berücksichtigt, um eine nachhaltige Entlastung zu ermöglichen, dem Kreislauf von Stress und Tinnitus wirksam entgegenzuwirken und die Lebensqualität zu erhöhen. Informieren Sie sich jetzt über unsere Tinnitus-Behandlung.

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