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Die Schmerzen der Trigeminusneuralgie zählen zu den stärksten überhaupt. Lesen Sie, wie Sie die heftigen Schmerzattacken im Alltag bewältigen, den Trigeminusnerv beruhigen und den Umgang mit den Schmerzen bewusst unterstützen können.
Eine Neuralgie ist eine Erkrankung, bei der es zu anfallsartig auftretenden, meist stechenden Nervenschmerzen im Versorgungsgebiet eines peripheren Nervs kommt. Die Trigeminusneuralgie beschreibt dabei Gesichtsschmerzen, die sich, auf den Verlauf des Trigeminusnervs, den 5. Hirnnerv, begrenzen. Bei der Trigeminusneuralgie sind am häufigsten der Ober- und Unterkiefer, die Lippe sowie die Wange betroffen – typischerweise nur auf einer Gesichtshälfte.
In den meisten Fällen wird die Trigeminusneuralgie dadurch ausgelöst, dass ein pulsierendes Blutgefäß im Kopf den Trigeminusnerv berührt – dies nennt man den Jannetta-Mechanismus. Seltener liegt eine sogenannte symptomatische Trigeminusneuralgie vor, bei der die Schmerzen in Folge einer anderen Erkrankung auftreten – beispielsweise einer Multiplen Sklerose.
Trigeminusneuralgie
Betroffene einer Trigeminusneuralgie beschreiben die Schmerzen als extrem heftig und schwer erträglich. Die einzelnen Schmerzattacken dauern in der Regel nur wenige Sekunden bis zu zwei Minuten, können aber mehrfach am Tag auftreten. Sie treten meist einseitig in der mittleren bis unteren Gesichtshälfte auf und lassen sich wie folgt beschreiben:
Die Behandlung der Trigeminusneuralgie sollte stets ärztlich erfolgen, da eine gezielte medizinische Therapie entscheidend ist, um die Ursache der Nervenschmerzen zu erkennen und wirksam zu behandeln. Mentale Strategien allein bekämpfen die Nervenschmerzen nicht, können aber im Alltag unterstützend wirken. Ein bewusster Umgang mit dem Schmerz, insbesondere durch Akzeptanz, Achtsamkeit und psychologische Techniken, spielt eine wichtige Rolle im Umgang mit den wiederkehrenden Schmerzattacken der Trigeminusneuralgie.
Schon kurze, tägliche Meditationen von 10 bis 15 Minuten können das Nervensystem beruhigen und die individuelle Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen. Verschiedene Apps können hilfreich sein, gezielte Atemtechniken oder Entspannungsübungen durchzuführen – auch unterwegs.
Psychotherapeutische Methoden können helfen, mit belastenden Gedanken umzugehen. So lassen sich katastrophisierende Gedanken wie beispielsweise „Ich halte das nicht mehr aus!“ gezielt durch hilfreichere und realistischere Gedanken ersetzen, wie: „Ich habe schon viele Schmerzphasen überstanden – auch diese wird vorübergehen.“
Das Führen eines Schmerztagebuchs kann eine wertvolle Unterstützung sein, den Schmerzverlauf besser zu verstehen und auslösende Faktoren (Trigger) zu erkennen. Es vermittelt Kontrolle und erleichtert die Kommunikation mit Ärzten. Typische Einträge können sein:
Ein strukturierter Alltag mit achtsamer Selbstfürsorge kann helfen, den Umgang mit Trigeminusneuralgie zu erleichtern. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und ausreichend Schlaf tragen zur allgemeinen Stabilisierung bei. Eine reizarme Tagesgestaltung mit möglichst wenig Lärm, Hektik oder grellem Licht kann sowie der Verzicht auf Bildschirmlicht vor dem Schlafen können entlastend wirken. Ruhepausen sollten bewusst in den Tag integriert werden, nicht nur bei akuter Überforderung, sondern auch vorbeugend.
Auch über die Schmerzen zu sprechen, kann entlastend wirken. Dabei kann es hilfreich sein, sich im privaten Umfeld, in Selbsthilfegruppen (z. B. für Neuralgie-Betroffene) oder im Rahmen professioneller Begleitung über die eigenen Erfahrungen auszutauschen. Da der Schmerz äußerlich nicht sichtbar ist, kann es vorkommen, dass er von anderen unterschätzt wird. Umso wichtiger ist es, dem Umfeld offen zu erklären, welche Unterstützung hilfreich ist – etwa regelmäßige Ruhezeiten oder das Vermeiden bestimmter Reize wie unerwartete Berührungen im Gesicht oder lautes Sprechen.
Es gibt keine genaue Anleitung, um den Trigeminusnerv zu beruhigen. Lediglich verschiedene kleine Maßnahmen können dabei unterstützen, die Reize zu senken und Schmerzattacken besser zu überstehen.
Ob Wärme oder Kälte dem Trigeminusnerv guttut, hängt stark vom individuellen Empfinden ab. Beide Reize können unterstützend wirken, aber im ungünstigen Fall auch Trigger für die Schmerzattacken sein. Deshalb ist ein vorsichtiges Ausprobieren ratsam. Je nachdem kann es beispielsweise wohltuend sein, entweder ein Wärmekissen im Nacken zu platzieren oder ein Kühlpad vorsichtig an die Wange zu halten.
Im Alltag können außerdem kleine Hilfsmittel helfen, Reize zu minimieren und Schmerzattacken vorzubeugen. Ein Gesichtsschutz wie ein Tuch oder ein weicher Schal schützt die empfindliche Gesichtshälfte bei Wind oder Kälte. Eine elektrische Zahnbürste mit weichen Borsten ermöglicht ein schonendes Zähneputzen, ohne den Nerv zusätzlich zu reizen. Ein weiches, druckentlastendes Kopfkissen kann verhindern, dass nachts unnötiger Druck auf die betroffene Seite ausgeübt wird.
Ein wichtiger Bestandteil der Schmerzbewältigung ist zudem das Vermeiden sogenannter Triggerreize – also Reize, die eine Schmerzattacke auslösen können. Dazu gehören beispielsweise:
Die eigenen Trigger zu erkennen sowie ein achtsamer Umgang mit diesen Reizen, kombiniert mit individuell passenden Schutzmaßnahmen, kann den Alltag trotz Trigeminusneuralgie spürbar erleichtern.
Von Medikamenten bis OP
Neben Alltagshilfen und Selbstfürsorge stehen bei Trigeminusneuralgie auch medizinische Therapien zur Verfügung. Die Wahl der Behandlung sollte stets im engen Austausch mit spezialisierten Fachärzten getroffen werden.
Medikamentöse Behandlung
Häufig kann durch den gezielten Einsatz von bestimmten Medikamenten eine deutliche Schmerzlinderung, mitunter sogar Schmerzfreiheit, erreicht werden. Viele Medikamente beeinflussen die Reizweiterleitung im Nervensystem und gelten als Therapie der ersten Wahl bei Trigeminusneuralgie. Die medikamentöse Behandlung sollte immer in Absprache mit einem Facharzt erfolgen – idealerweise in der Neurologie oder Schmerztherapie.
Operative Eingriffe
Wenn Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen oder nicht vertragen werden, kann unter bestimmten Voraussetzungen eine invasive Behandlung in Betracht gezogen werden. Insbesondere bei der klassischen Trigeminusneuralgie gilt ein chirurgischer Eingriff zur Entlastung des betroffenen Nervs als bewährte Option. Je nach Ursache, Verlauf und individueller Situation stehen zudem weitere minimalinvasive Verfahren zur Verfügung.
In den Wicker-Kliniken verfügen wir über langjährige Erfahrung in der Behandlung neurologischer Erkrankungen. An mehreren Standorten stehen spezialisierte neurologische Fachabteilungen zur Verfügung, in denen Patienten umfassend behandelt werden können. Dort wir sind auf eine ganzheitliche Versorgung und rehabilitative Behandlung ausgerichtet. Das Ziel ist es, gemeinsam mit Ihnen ein individuell passendes und alltagstaugliches Therapiekonzept für die Behandlung Ihrer Schmerzen zu entwickeln.
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