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Depressive Episode

Von einer depressiven Episode ist die Rede, wenn eine ausgeprägte depressive Symptomatik mindestens 2 Wochen besteht. Wir klären Sie über Symptome, Ursachen und Verlauf einer depressiven Episode auf.

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Was zeichnet eine depressive Episode aus?

Eine depressive Episode kann von unterschiedlicher Schwere sein. Die Verlaufsdauer ist variabel. Durchschnittlich ist von einer Dauer von 4 bis 6 Monaten auszugehen. In etwa 15% der Fälle kann die Phase einen verzögerten Verlauf nehmen und zum Teil deutlich über ein Jahr betragen. Solche depressiven Episoden können praktisch in jedem Lebensalter erstmals auftreten. Die größte Häufung von Ersterkankungen findet sich jedoch im jungen Erwachsenenalter. Die Chance der Remission, d. h. des vollständigen Wiederabklingens der depressiven Symptomatik ist gut. In ca. 1/3 der Fälle bleibt jedoch unbehandelt nach Abklingen der Episode eine depressive Restsymptomatik zurück. In ca. 50 bis 75% aller Fälle bleibt es nicht bei einer einmaligen depressiven Erkrankung. Tritt eine weitere depressive Episode hinzu spricht man von einer rezidivierenden depressiven Störung. Kommt es im Langzeitverlauf mindestens einmal zu einer manischen Phase, so spricht man von einer Zyklothymie oder manisch-depressiven Erkrankung.

Leichte, mittelschwere und schwere depressive Episoden
Leichte, mittelschwere und schwere depressive Episoden

Klassifikation

Leichte, mittelschwere und schwere depressive Episoden

Depressive Episoden werden in verschiedene Schweregrade eingestuft. Das geschieht nach der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10). Dabei gibt es bei depressiven Episoden die Abstufungen leichte, mittelschwere und schwere depressive Episode. Etwas vereinfacht kann gesagt werden, dass bei einer leichten depressiven Episode das Leiden sozial und beruflich oft noch kompensiert werden kann und Betroffene unter großen Anstrengungen sozialen Verpflichtungen nachkommen können. Bereits bei einer mittelschweren depressiven Episode ist die Funktionsfähigkeit, z.B. im Beruf, zumindest partiell stark beeinträchtigt. Bei einer schweren depressiven Episode hingegen ist die krankheitsbedingte Beeinträchtigung derart hoch, dass Betroffene im Allgemeinen ihren sozialen und beruflichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können.

Symptomatik

Psychische Symptome einer depressiven Episode

Depressive Episoden kennzeichnen sich durch typische Symptome, die sich in psychische und körperliche Symptome aufgliedern.

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Gefühle

Viele depressive Menschen beschreiben ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Sie leiden darunter, keine Gefühle der Liebe mehr empfinden zu können und äußern, dass alles leer, stumpf und abgetötet sei.

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Denken

Typisch für die Depression ist das grüblerische Denken. Die Gedanken drehen sich im Kreis, die immer gleichen Denkinhalte drängen sich auf. Man kommt zu keinem Ergebnis.

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Energie & Antrieb

Der Wille zu Aktivitäten kann durchaus vorhanden sein, aber der Betreffende erlebt sich in einer depressiven Episode in hohem Maße lustlos, antriebslos, schwach und kraftlos, ohne Schwung und ohne Initiative.

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Selbstwert

In einer depressiven Episode erscheint der Betroffene sehr dünnhäutig. Er ist sehr sensibel gegenüber Kritik und fühlt sich rasch angegriffen.

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Aufmerksamkeit & Konzentration

Die Konzentration ist meistens beeinträchtigt. Eine längere konzentrierte Beschäftigung mit einer Sache wird unmöglich. Das Denken ist gehemmt, die Merkfähigkeit eingeschränkt.

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Zwischenmenschlicher & beruflicher Bereich

Das Interesse an Hobbys geht verloren. Es fällt zunehmend schwer, Kontakte aufrechtzuerhalten. Betroffene treten einen Rückzug an und igeln sich ein.

Depressive Episode Symptome

Anzeichen

Körperliche Symptome einer depressiven Episode

Meist bringen depressive Episoden auch körperliche Symptome mit sich. Die häufigsten körperlichen Symptome in depressiven Episoden zeigen wir Ihnen hier.

Design Punkte
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Schlafstörungen

Einschlafstörungen können auftreten, sind insgesamt aber weniger typisch als Durchschlafstörungen, die fast bei keiner depressiven Episode fehlen.

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Appetit

Eine schwere depressive Episode geht oft mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust einher. Teilweise kommt es zu Heißhunger und folglich zu einer Gewichtszunahme.

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Kopfdruck

Typisch für Depressionen ist ein diffuser Druck im ganzen Kopf. Es handelt sich nicht um einen Kopfschmerz, sondern ein Gefühl des äußeren Drucks auf den Kopf.

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Atmung

Typische körperliche Symptome bei depressiven Episoden sind ein Engegefühl im Brustkorb, Druck auf der Brust, flache Atmung, schweres Atmen und Keuchen.

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Herzbeschwerden

Auch Herzklopfen, Herzrasen sowie Stechen und Brennen in der Herzgegend oder ein Druckgefühl hinter dem Brustbein gehören zu den körperlichen Symptomen.

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Magen-Darm-Trakt

Depressive Episoden gehen häufig mit den körperlichen Symptomen Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen einher. Auch häufige Blähungen, Sodbrennen, Magendruck, häufige Verstopfung oder Durchfall sind typisch.

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Kreislauf & Vegetatives Nervensystem

Hierzu gehören Hitzewallungen und Kälteschauern, Zittern, leichtes Erröten, kalte Hände und Füße, Temperaturüberempfindlichkeit, Blutdruckschwankungen bzw. ständig erhöhter Blutdruck, Schwindel oder auch weiche Knie.

Diagnostik einer depressiven Episode

Die Behandlung einer depressiven Episode setzt eine gezielte Diagnostik voraus. Die gezielte initiale Diagnostik ist wichtig, um die vielfältigen Ursachen depressiver Episoden und die unterschiedlichen Verlaufsformen zu erkennen. Zur Diagnostik einer depressiven Episode gehören immer auch eine eingehende körperliche Untersuchung und eine medizinische Anamneseerhebung. Desweiteren beinhaltet die Diagnostik die Identifizierung von individuell prädisponierenden, krankheitsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren. Schließlich geht es darum möglichst differenziert zu erfassen, wie das depressive Erleben eines Menschen sich auf seine konkreten Lebensbezüge (Beruf, Familie, Freizeit) auswirkt. Für eine erste Einschätzung können Sie auch unseren Depression Selbsttest machen.

Psychotherapeutische Behandlung einer depressiven Episode
Psychotherapeutische Behandlung einer depressiven Episode

Psychotherapie

Psychotherapeutische Behandlung einer depressiven Episode

Immer dann, wenn eine depressive Episode durch psychosoziale Belastungsfaktoren mitausgelöst ist, wird die psychotherapeutische Behandlung einen hohen Stellenwert haben. Sowohl zur Krankheitsbewältigung als auch zur Prophylaxe späterer Krankheitsrezidive (Wiederauftreten der Krankheit). Unabhängig von der angewandten psychotherapeutischen Methodik (tiefenpsychologische Psychotherapie, Verhaltenstherapie) variiert der Umgang mit dem depressiven Patienten in Abhängigkeit von Schwere und Akutheit der depressiven Episode. Akut aufgetretene schwere depressive Episoden erfordern eine therapeutische Haltung, die vergleichbar ist mit der eines Arztes bei einer ernsten körperlichen Erkrankung. Außerhalb ganz akuter Krankheitsphasen stellt die psychotherapeutische Behandlung einer depressiven Episode jetzt größere Anforderungen an den Patienten. In einer Psychotherapie geht es darum, zu erarbeiten, welche Bedingungen in seinem individuellen Fall zur Auslösung bzw. Aufrechterhaltung einer depressiven Episode geführt haben.

Medikamentöse Behandlung einer depressiven Episode
Medikamentöse Behandlung einer depressiven Episode

Medikamente

Medikamentöse Behandlung einer depressiven Episode

Während eine leichte depressive Episode im allgemeinen rein psychotherapeutisch behandelt werden kann, gilt es als Kunstfehler einen an einer schweren depressiven Episode leidenden Patienten eine medikamentöse Behandlung vorzuenthalten. In vielen Fällen ist die Behandlung mit Antidepressiva Ermessenssache. Hier sollte der Patient über Chancen und Risiken (Nebenwirkungen) einer medikamentösen Behandlung ausreichend informiert werden, sodass er selbst in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen.

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Verhaltenstherapie bei depressiven Episoden
Verhaltenstherapie bei depressiven Episoden

Psychotherapeutischer Ansatz

Verhaltenstherapie bei depressiven Episoden

In der Verhaltenstherapie geht es weniger darum, in der Vergangenheit liegende Ursachen für eine depressive Episode aufzudecken. Vielmehr wird versucht, ungünstige Verhaltensmuster und Denkgewohnheiten, deren sich die Patienten meist gar nicht bewusst sind, zu identifizieren. Unter Anleitung des Psychotherapeuten lernt der Patient, andere, günstigere Verhaltensweisen zu entwickeln und einzuüben. So kann sehr kleinschrittig versucht werden, einen Patienten anzuregen, seinen sozialen Rückzug ein wenig aufzugeben und wieder unter Menschen zu gehen, seine Arbeit wieder aufzunehmen oder in angemessener Abstufung alltägliche Verrichtungen wieder zu bewältigen. Depressive Selbstzweifel, Selbstanklagen und negative Ansichten über andere Menschen und über sich selbst werden eingehend besprochen. Mit Hilfe des Therapeuten kann der Patient so allmählich lernen, seine negative (depressive) Sicht der Dinge gegen eine neutralere oder positivere Haltung einzutauschen.

Tiefenpsychologische Therapieansätze
Tiefenpsychologische Therapieansätze

Aufarbeitung

Tiefenpsychologische Therapieansätze

Tiefenpsychologische Therapieansätze gehen zwar auch davon aus, dass Lernvorgänge in der Depressionsentstehung eine Rolle spielen. Sie messen diesen aber eine etwas geringere Bedeutung bei. Als zentral werden hier bestimmte Konflikte früherer Lebensphasen angesehen, die nicht angemessen bewältigt werden konnten und jetzt im Erwachsenenleben eine krank machende Wirkung entfalten. Im therapeutischen Gespräch wird die depressionsauslösende Konfliktsituation identifiziert. Dabei geht es nicht alleine um eine äußere, sozusagen objektivierende Beschreibung der Konfliktsituation, sondern vor allem darum zu erhellen, wie die betroffene Person die Situation subjektiv auf ihrem persönlichen Lebenshintergrund erlebt hat. Oft ermöglicht erst das Verständnis lebensgeschichtlich prägender Konfliktsituationen, die gefühlsmäßige Dimension des Aktualkonfliktes angemessen zu verstehen.

Kontakt

Fragen zu depressiven Episoden?

Depressionen sind ein emotionales Thema, weswegen viele Fragen aufkommen. Sollten auch Sie noch Anliegen oder Fragen zu depressiven Episoden oder unserer Behandlung haben, melden Sie sich gerne bei uns.