Wissen
Die Autonome Dysreflexie bei Querschnittlähmung ist eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems als Folge eines Reizes. Wie es zu einer Autonomen Dysreflexie kommt und was Sie tun können, erfahren Sie hier.
Kliniken
Die Autonome Dysreflexie, auch bekannt als vegetative Dysreflexie, betrifft in der Regel Querschnittgelähmte, deren Lähmungshöhe oberhalb von Th 6 / Th 7 liegt. Etwa 20 bis 70% der Patienten mit Querschnittlähmung erleiden ein bis zwölf Monate nach der Rückenmarksverletzung eine Autonome Dysreflexie. Dieser Zustand wird durch eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems ausgelöst und tritt oft wiederholt auf, Monate oder sogar Jahre nach der ursprünglichen Verletzung. Es kann spezifische Auslöser oder Reize geben, die diese Reaktion hervorrufen.
Kommt es bei Querschnittgelähmten als Folge einer Verletzung des Rückenmarks zu einer Überreaktion des vegetativen Nervensystems, wird dies als Autonome Dysreflexie bezeichnet. Die Autonome Dysreflexie kann zu lebensbedrohlichem Bluthochdruck führen, weswegen schnell gehandelt werden muss.
Querschnittlähmung
Das vegetative Nervensystem reguliert gewisse Prozesse unseres Körpers. Unter anderem gehören dazu auch die Regulierung des Blutdrucks, der Urinausscheidung, der Verdauung, der Atmung, des Sehvermögens oder auch der Schweiß- und Speichelbildung.
Blutdruck
Aufgrund der Lähmung besteht kein Schmerzempfinden, wodurch bestimmte unangenehme oder schmerzhafte Reize von Querschnittgelähmten nicht wahrgenommen werden. Der Körper reagiert auf die Reize, die nicht behoben werden, mit der unkontrollierten Ausschüttung von Stresshormonen. Die Folge ist die Verengung der Blutgefäße und resultierend ein stark steigender Blutdruck.
Bei unverletztem Rückenmark senden andere Nerven Signale, damit sich die Blutgefäße wieder weiten und so der Blutdruck sinken kann. Aufgrund der Verletzung des Rückenmarks kommen diese Signale nicht an und das Weiten der Blutgefäße bleibt aus. So kann es zu einem lebensbedrohlichen Bluthochdruck (Hypertonie) kommen.
Ursachen
Für eine Autonome Dysreflexie bei Querschnittlähmung kann es verschiedene Auslöser geben. Der häufigste Auslöser ist in Störungen der Harnblase begründet. Durch die fehlenden Empfindungen in den gelähmten Körperregionen wird bspw. eine volle Blase nicht wahrgenommen. Der Körper reagiert mit der Ausschüttung von Stresshormonen, was schlussendlich zu gefährlichem Bluthochdruck führen kann.
Harnblase
In 80% der Fälle entsteht eine Autonome Dysreflexie durch eine übervolle Harnblase, Harnwegsinfektionen oder Blasensteine.
Darmprobleme
Die zweithäufigste Ursache für eine Autonome Dysreflexie liegt in Störungen des Darms begründet, bspw. Verstopfung, Überdehnung oder Hämorrhoiden.
Akute Entzündungen
Akute Entzündungen werden nicht wahrgenommen und können zu Autonomer Dysreflexie führen. Dazu gehören z.B. Blinddarmentzündungen.
Hautentzündungen
Weitere Entzündungen, die zu Autonomer Dysreflexie führen können, sind Sonnenbrände, eingewachsene Fußnägel oder Druckgeschwüre.
Weitere Auslöser
Es gibt noch weitere Auslöser für eine Autonome Dysreflexie: z.B. Schmerzen, Samenerguss, Orgasmus, Wehen bei Schwangeren, Menstruation, Frakturen.
Eine Autonome Dysreflexie kann sich durch diverse Symptome äußern. Die Symptome setzen sehr plötzlich ein.
Wenn nicht gehandelt wird, kann es zu einem massiven Anstieg des Blutdrucks kommen, der auch als Hypertonie oder hypertensive Krise bezeichnet wird. Erste Symptome sind schwere Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Brustschmerzen, Atembeschwerden, Verwirrtheit bis hin zu Krampfanfällen. Eine Hypertonie kann lebensbedrohlich werden.
Behandlung
Treten Symptome einer Autonomen Dysreflexie auf, sollten Sie zunächst den Oberkörper des Patienten im ersten Schritt hochlagern. Dann muss die Ursache schnell gefunden und behoben werden. Im Regelfall stoppen die Symptome, sobald die Ursache der Autonomen Dysreflexie behoben ist. Wird die Ursache nicht gefunden, sollten blutdrucksenkende Medikamente verabreicht und ein Arzt informiert werden, denn der Blutdruck kann sofort wieder ansteigen, wenn das Medikament aufhört zu wirken. Es kann auch passieren, dass der Blutdruck nur bedingt auf das Medikament reagiert. Sollte der Blutdruck weiterhin nicht sinken, muss der Patient umgehend zum Arzt oder in die Notaufnahme. Es ist wichtig, dass Querschnittgelähmte, ihre Familienmitglieder und Pflegepersonen über die Autonome Dysreflexie bei Querschnittlähmung und ihre Ursachen informiert sind. Auf diese Weise kann schnell gehandelt und lebensbedrohlichen Situationen vorgebeugt werden.
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