Wissen

Dissoziative Störungen verstehen

Die dissoziative Identitätsstörung ist eine komplexe psychische Störung. Auch als Multiple Persönlichkeitsstörung bekannt, stellt sie eine Herausforderung für Betroffene und Fachleute dar. Wir beleuchten ihre Symptome und Therapieansätze.

Magazin > Dissoziative Störungen verstehen

In der Welt der psychischen Gesundheit gibt es viele Facetten und Nuancen, die oft im Verborgenen bleiben. Eine solche Facette ist die dissoziative Störung, ein faszinierendes und oft missverstandenes Thema. Die dissoziative Störung wirft ein Licht auf die komplexen Wege, auf denen unsere Psyche mit extremen Belastungen umgehen kann. In diesem Beitrag werden wir uns mit dissoziativen Symptomen befassen, um ein besseres Verständnis für ihre Natur, Ursachen und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen zu gewinnen. Tauchen wir ein in die Welt der dissoziativen Störung und entdecken wir, wie Achtsamkeit und Empathie den Weg zur Heilung ebnen können.

Symptome der dissoziativen Störung

Dissoziative Störungen können eine breite Palette von Symptomen und Erscheinungsformen aufweisen. Die Symptome können zwischen den Betroffenen variieren und können in ihrer Intensität ebenfalls unterschiedlich sein. Hier sind einige häufige Empfindungen und Symptome, die bei verschiedenen dissoziativen Störungen auftreten können:


Depersonalisation

Depersonalisation ist ein Kernsymptom von dissoziativen Störungen, bei dem Betroffene das unheimliche Gefühl haben, sich selbst von außen zu beobachten oder als ob der eigene Körper fremd und unrealistisch wirkt. Dieses Phänomen kann zu einem starken Gefühl der Entfremdung und Abspaltung von der eigenen Identität führen, wobei Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen als fremdartig oder nicht miteinander verbunden empfunden werden. Menschen, die unter Depersonalisation leiden, beschreiben oft, dass sie wie Beobachter ihres eigenen Lebens sind, was zu Verwirrung und Angst führen kann. Dieses Symptom verdeutlicht die komplexe Natur dissoziativer Störungen und unterstreicht die Notwendigkeit einer angemessenen Unterstützung und Behandlung.


Derealisierung

Derealisierung ist ein herausforderndes Symptom von dissoziativen Störungen, bei dem Betroffene das Gefühl haben, dass ihre Umgebung unwirklich, verzerrt oder fremdartig erscheint. In diesen Momenten wirken Alltagsgegenstände, Orte oder Menschen auf unerklärliche Weise seltsam oder unrealistisch. Dies kann zu erheblicher Verwirrung und Angst führen, da die betroffene Person sich in einer Welt wiederfindet, die sich anders anfühlt als die vertraute Realität. Derealisierung ist ein bedeutendes Merkmal dieser Störung und verdeutlicht die tiefgreifenden Auswirkungen und Zustände, die sie auf die Wahrnehmung und das Erleben der Betroffenen haben können. Professionelle Unterstützung und Behandlung sind oft notwendig, um damit umzugehen.


Gedächtnisverlust

Gedächtnisverlust ist ein häufiges Symptom bei der dissoziativen Störung und kann verschiedene Formen annehmen. Bei der dissoziativen Amnesie beispielsweise tritt Gedächtnisverlust auf, bei dem Betroffene wichtige persönliche Informationen, Ereignisse, Erlebnisse, Wahrnehmungen oder Zeiträume vergessen können. Dieser Verlust des Gedächtnisses kann plötzlich auftreten und ist oft auf traumatische Erlebnisse oder Stress zurückzuführen. In solchen Momenten können sich Menschen durch die dissoziative Amnesie an Teile ihrer eigenen Geschichte, Persönlichkeit oder Identität vorübergehend nicht erinnern. Die Amnesie kann als Schutzmechanismus bei der Bewältigung schwerwiegender Erlebnisse verstanden werden. Der Verlust der Erinnerung kann aber gleichzeitig auch zu Verwirrung und Unsicherheit führen. Die Wiederherstellung dieser verlorenen Erinnerungen und die Bewältigung der zugrundeliegenden psychischen Belastungen sind wichtige Ziele der Behandlung bei dissoziativer Amnesie und anderen dissoziativen Störungen.


Identitätswechsel

Identitätswechsel ist ein zentrales Merkmal der dissoziativen Identitätsstörung. Bei der Störung sind zwei oder mehr getrennte Identitäten oder Persönlichkeitszustände in einer Person vorhanden. Diese Identitäten können sich erheblich voneinander unterscheiden, oft haben sie unterschiedliche Namen, Geschlechter, Altersstufen und Lebenserfahrungen. Das Besondere daran ist, dass diese verschiedenen Identitäten abwechselnd das Verhalten und die Wahrnehmung der betroffenen Person beeinflussen. Diese Wechsel der Persönlichkeit und Identität können plötzlich und unerwartet auftreten und können für die betroffene Person verwirrend und belastend sein. Die Therapie zielt darauf ab, diese verschiedenen Identitäten zu erkennen, zu verstehen und schließlich zu integrieren, um die Funktionalität und das Wohlbefinden der Person zu verbessern.


Zeitverlust

Zeitverlust ist ein bemerkenswertes Symptom bei dissoziativen Störungen. Menschen, die von diesen Störungen betroffen sind, erleben Phasen, in denen sie das Gefühl haben, dass die Zeit unerklärlich vergeht, ohne dass sie sich an Ereignisse oder Aktivitäten während dieser Zeiträume erinnern können. Diese "Zeitlücken" können von Minuten bis hin zu Stunden oder sogar Tagen reichen. Während dieser Abschnitte sind sie sich ihrer Handlungen und Erfahrungen nicht bewusst, was zu Verwirrung und Unsicherheit führen kann. Zeitverlust verdeutlicht die Herausforderungen, denen Menschen mit dissoziativen Störungen gegenüberstehen, und unterstreicht die Bedeutung der Unterstützung und professionellen Hilfe, um diese Symptome zu bewältigen.


Verwirrung über die eigene Identität

Verwirrung über die eigene Identität ist ein häufiges Merkmal bei dissoziativen Störungen. Betroffene erleben ein gestörtes Selbstkonzept, bei dem sie das Gefühl haben, dass ihre Identität fragmentiert oder inkonsistent ist. Dies bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben können, sich selbst als eine zusammenhängende Person mit einer klaren Identität wahrzunehmen. Stattdessen können sie das Gefühl haben, verschiedene Persönlichkeitsaspekte oder Identitäten in sich zu tragen, die sich voneinander unterscheiden und möglicherweise miteinander in Konflikt stehen. Diese Identitätsverwirrung kann zu einer tiefen inneren Unsicherheit und einem gesteigerten Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung führen, um die Integration und Stärkung des Selbstbildes zu fördern.


Dissoziative Flucht

Dissoziative Flucht ist ein seltenes Symptom, das als dissoziative Fugue bezeichnet wird (frz. fugue = Flucht). Menschen, die von dieser Störung betroffen sind, erleben plötzlich das Bedürfnis, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen. Im Extremfall nehmen sie für eine begrenzte Zeit eine andere Identität sowie Lebensweise an. Während dieser Phase können sie sich an ihre eigene Identität, ihre Vergangenheit und oft auch an ihr früheres Leben nicht erinnern. Diese plötzliche Veränderung und das Eintauchen in ein anderes Leben sind oft verwirrend und beängstigend, nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für ihr soziales Umfeld. Dissoziative Fugue zeigt die komplexen Wege auf, auf denen die menschliche Psyche auf extremen Stress oder traumatische Erfahrungen reagieren kann, und betont die Bedeutung der psychologischen Unterstützung und Therapie.


Angst und Depression

Angst und Depression sind häufige Begleiterscheinungen bei dissoziativen Störungen. Menschen, die von diesen Störungen betroffen sind, erleben oft erhebliche emotionale Belastungen. Die chronische Unsicherheit und Verwirrung über ihre Symptome und Identität können zu starken Ängsten führen. Die Wahrnehmung ihrer Umgebung als fremd oder unwirklich, wie es bei der Depersonalisations-/Derealisationsstörung der Fall ist, kann ebenfalls Ängste verstärken.

Darüber hinaus können die Auswirkungen von traumatischen Ereignissen, die oft mit dissoziativen Störungen in Verbindung stehen, tiefe Depressionen auslösen. Die Gefühle der Entfremdung und Isolation verstärken oft diese depressiven Symptome.

Die Behandlung von dissoziativen Störungen erfordert daher häufig eine umfassende Herangehensweise, die auch die Bewältigung von Angst und Depression miteinbezieht. Psychotherapie, Medikamente und unterstützende Therapieformen können dazu beitragen, die emotionalen Herausforderungen zu bewältigen.

Symptome der dissoziativen Identitätsstörung

Therapie von dissoziativen Störungen

Die Therapie bei dissoziativen Störungen ist in der Regel eine langfristige und komplexe Angelegenheit, die von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden sollte. In der Behandlung können verschiedene Therapiemethoden und -ansätze gewählt werden, die individuell für jeden Patienten ausgewählt werden. 

Der Schwerpunkt der Behandlung liegt in der Psychotherapie. In der psychotherapeutischen Behandlung können zunächst die zugrundeliegenden Ursachen und Auslöser der dissoziativen Störung verstanden werden. In der weiteren Behandlung können dann alternative Bewältigungsstrategien erarbeitet werden, sodass die dissoziativen Symptome abklingen können.

Ursache vieler dissoziativer Störungen sind belastende Lebensereignisse. In diesen Fällen erfolgt eine traumafokussierte Behandlung. Dabei ist Traumatherapie sehr viel mehr als EMDR und Traumakonfrontation.


Psychotherapie bei dissoziativer Identitätsstörung

Die Behandlung der dissoziativen Identitätsstörung zielt darauf ab, die verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu erkennen, zu verstehen, miteinander in Kontakt zu bringen und zu integrieren. Die Behandlung hilft dabei, die Fragmentierung der Persönlichkeit zu reduzieren und eine kohärente Identität zu fördern. Durch die Arbeit mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen kann diese Therapie dazu beitragen, die Funktionalität und das Wohlbefinden der betroffenen Person zu verbessern.


Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie kann eine wichtige Rolle bei der Behandlung von dissoziativen Störungen spielen. In einigen Fällen können Medikamente verschrieben werden, um begleitende Symptome wie Angst, Depression oder Schlafstörungen zu behandeln oder dabei zu helfen, Spannungszustände zu regulieren. Die medikamentöse Therapie allein kann jedoch die dissoziativen Symptome nicht behandeln, daher wird sie oft als Ergänzung zur Psychotherapie eingesetzt, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten. Die Wahl der Medikation erfolgt durch einen entsprechenden Facharzt.


Unterstützende Therapie

Unterstützende Therapie, die individuell auf das Wohlbefinden und die Bedürfnisse der betroffenen Person zugeschnitten ist, kann eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung von dissoziativen Störungen sein. Diese Form der Therapie konzentriert sich darauf, emotionale Unterstützung und Bewältigungsstrategien bereitzustellen, um den Betroffenen bei der Bewältigung ihrer Symptome und der Verbesserung ihrer Lebensqualität zu helfen. Dies kann in Form von Gesprächstherapie, Beratung oder anderen unterstützenden Ansätzen geschehen, die darauf abzielen, die individuellen Herausforderungen und Bedürfnisse der Person anzugehen und ihr eine stabilisierende und unterstützende Umgebung zu bieten.

Kontakt

Sie wünschen weitere Informationen?

Haben Sie Fragen zu dissoziativen Störungen oder möchten Sie mehr über unsere Leistungen, Behandlungsmethoden und Kliniken erfahren? Melden Sie sich gerne und wir helfen Ihnen weiter.