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Generational Trauma: Die vererbte Last

Ein Generational Trauma ist ein Trauma, das über zwei oder mehr Generationen vererbt wird. Erfahren Sie mehr über die Entstehung des transgenerationalen Traumas, die Symptome und Therapie.

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Generational Trauma, auch bekannt als transgenerationales Trauma, beschreibt die Übertragung traumatischer Erfahrungen von einer betroffenen Person auf deren Kinder und weitere Generationen. Transgenerationale Traumata können dabei sowohl direkt als auch indirekt übertragen werden und führen bei Betroffenen zu unterschiedlichen Reaktionen und Auswirkungen. Es hat sich erwiesen, dass historische Ereignisse wie Kriege, Kolonialismus und der Holocaust besonders häufig Auslöser für ein Generational Trauma sind.

Kollektive und individuelle transgenerationale Traumata

Obwohl Sie das eigentliche Ereignis für die Entstehung des Traumas nicht selbst erlebt haben, erleben nachkommende Generationen die Symptome eines Traumas. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen einzelnen Personen und einer gesamten Gruppe. Ist eine Gruppe von einem transgenerationalen Trauma betroffen, ist auch die Rede von einem kollektiven transgenerationalen Trauma. Das ist beispielsweise bei Ereignissen der Fall, die viele Menschen betreffen, wie der Holocaust, Genozide oder Kriege. Ein individuelles Generational Trauma entsteht meist durch familiäre Gewalt, Unfälle oder Missbrauch und betrifft nur eine einzelne Person.

Wie ein Generational Trauma entsteht

Ein Generational Trauma entsteht aus traumatischen Erfahrungen, die von vorhergehenden Generationen erlebt werden. Häufig werden die Traumata bei den ursprünglich Betroffenen nicht verarbeitet, was sich teilweise auf das Verhalten und den Umgang mit nachkommenden Generationen auswirkt. Emotionale Nähe und Distanz sowie Vermeidungsverhalten sind klassische Verhaltensmuster, die bei Kindern und weiteren Generationen zu unbewusstem Stress, emotionaler Belastung und Konflikten führen können. Viele Betroffene sprechen auch von einem belastenden Schweigen innerhalb der Familie, das sie nicht einordnen konnten und somit Verunsicherung und Schwere hervorgerufen hat. Dieses Verhalten geschieht nicht bewusst, sondern resultiert aus dem unverarbeiteten Trauma. Dabei erfolgt die Übertragung eines Generational Traumas durch eine Vielzahl komplexer Mechanismen, die biologischer, psychologischer und sozialer Natur sind. Diese Mechanismen arbeiten oft zusammen und verstärken die Wirkung des Traumas über Generationen hinweg.

Transgenerationales Trauma Epigenetik

Ein zentraler biologischer Mechanismus ist die Epigenetik, bei der traumatische Erlebnisse teilweise chemische Veränderungen in den Genen hervorrufen, die an die Nachkommen weitergegeben werden. Diese epigenetischen Veränderungen können die Anfälligkeit für Stress und psychische Erkrankungen erhöhen. Ein weiteres wichtiges Element sind Stresshormone wie Cortisol, die bei traumatisierten Personen anfangs oft dauerhaft erhöht, bei Dauerbelastung später allerdings häufig zu niedrig sind. Diese hormonellen Veränderungen und Fehlregulationen beeinflussen manchmal die physiologische Stressreaktion der nächsten Generation und beeinträchtigen deren Fähigkeit zur Stressbewältigung.

Psychologische Faktoren

Psychologisch gesehen spielen Eltern-Kind-Beziehungen eine entscheidende Rolle. Traumatisierte Eltern können unbewusst ihre Ängste und Verhaltensmuster an ihre Kinder weitergeben. Dies geschieht häufig durch übermäßigen Schutz, emotionale Distanz oder unvorhersehbare Reaktionen, die das Gefühl von Sicherheit und Stabilität in den Kindern beeinträchtigen. Familiäre Dynamiken, wie dysfunktionale Kommunikation und Rollenverteilungen, tragen ebenfalls zur Weitergabe eines Traumas bei, da Kinder diese Muster übernehmen und in ihr eigenes Verhalten integrieren.

Soziale und kulturelle Faktoren

Auf sozialer und kultureller Ebene beeinflussen Gemeinschaftserfahrungen und geteilte Narrative die Weitergabe von Traumata. Gemeinschaften, die kollektiven Traumata ausgesetzt waren, wie Krieg, Genozide oder Holocaust, entwickeln oft gemeinsame Geschichten und Traditionen, die das Trauma in Erinnerung halten und weitergeben. Diese Narrative prägen die Identität der Gemeinschaft und können Gefühle der Opferrolle oder des Verlusts verstärken. So wirken Traditionen und kulturelle Praktiken sowohl heilend als auch retraumatisierend, je nachdem, wie die Gruppe die Erfahrung des Traumas reflektiert und verarbeitet.

Können mehrere Generationen betroffen sein?

Ein Generational Trauma kann durchaus auf mehrere Generationen übertragen werden. Forschungen haben ergeben, dass mindestens drei Generationen von transgenerationalen Traumata betroffen sein können. Besonders bei traumatischen Erfahrungen wie Holocaust oder Krieg hat sich diese Erkenntnis herausgestellt. Umso wichtiger ist die Verarbeitung eines erlebten Traumas, um die Übertragung auch auf nachfolgende Generationen zu vermeiden.

Transgenerationales Trauma

Transgenerationales Trauma Symptome

Das Generational Trauma hat tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Lebens Betroffener. Symptome eines transgenerationalen Traumas sind psychischer und körperlicher Natur.

Psychische Symptome

Die häufigsten und deutlichsten Symptome eines Generational Traumas zeigen sich in der psychischen Gesundheit. Nachkommen traumatisierter Personen leiden häufig unter Depressionen, Angststörungen, Hilflosigkeit, Schuldgefühlen ohne ersichtlichen Grund, Scham, tiefer Unsicherheit, einem Gefühl der Verlorenheit, unterdrückter Wut, Schlafstörungen, einem beeinträchtigten Selbstvertrauen, gestörtem Sozialverhalten oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Auch Suchterkrankungen sind nicht selten als psychisches Symptom anzutreffen. Zusätzlich tragen die familiären Dynamiken und die psychologische Weitergabe von Angst und Stress zu einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Störungen bei. 

Körperliche Symptome

Neben den psychischen Folgen hat das Generational Trauma teilweise auch erhebliche Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Unerklärbare Körperbeschwerden können manchmal auf transgenerationale Traumata hinweisen.

Therapie eines transgenerationalen Traumas

Die Bewältigung und Heilung von Generational Trauma erfordert einen vielschichtigen Ansatz, der therapeutische Ansätze und Präventionsstrategien umfasst. Häufig ist der Einbezug der ursprünglich traumatisierten Generation hilfreich.

Therapeutische Ansätze

Zu den effektivsten therapeutischen Ansätzen zählen verschiedene Formen der Traumatherapie und Familientherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und die EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, auf Deutsch: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) haben sich als besonders wirksam erwiesen, um die Auswirkungen von Traumata zu lindern. Familientherapien, insbesondere Ansätze wie die systemische Familientherapie, ermöglichen es, die transgenerationalen Dynamiken zu erkennen und zu bearbeiten, die das Trauma weitergeben.

Präventionsstrategien und Resilienzförderung

Prävention spielt eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Generational Trauma. Programme zur Resilienzförderung, die Kindern und Jugendlichen helfen, gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln, sind essenziell. Darüber hinaus ist es wichtig, frühzeitige Interventionen zu implementieren, die darauf abzielen, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden zu stärken, bevor sich schwerwiegendere Probleme entwickeln.

Kontakt

Haben Sie Fragen zum Generational Trauma?

Ein transgenerationales Trauma ist sehr belastend und kann den Alltag stark beeinträchtigen. Haben Sie weitere Fragen zum Generational Trauma oder unserer Behandlung, dann melden Sie sich jederzeit gerne bei uns.