Schmerzzustände

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind Schmerzzustände, die oft über mehrere Monate andauern. Sie können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und erfordern eine ganzheitliche Betrachtung.

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Was sind chronische Schmerzen?

Unter chronischen Schmerzen versteht man anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die länger als die erwartete Heilungszeit einer Verletzung oder Krankheit andauern. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die normalerweise als Warnsignal für eine Verletzung oder Krankheit dienen und nach der Heilung oder Behandlung abklingen, bestehen chronische Schmerzen über einen längeren Zeitraum, oft über Monate oder sogar Jahre. Chronische Schmerzen können physische, emotionale und soziale Auswirkungen haben und erfordern eine medizinische Betreuung und Schmerzmanagementstrategien, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

In Deutschland leiden etwa 25 bis 30 % der Bevölkerung an chronischen Schmerzen. Das entspricht etwa jeder dritten bis vierten Person der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 20 % der Weltbevölkerung unter chronischen Schmerzen. Es gibt jedoch keine verlässlichen globalen Schätzungen darüber, wie viele Menschen weltweit unter chronischen Schmerzen leiden.

Hände die ein Knie umfassen
Hände die ein Knie umfassen

Ursachen chronischer Schmerzen

Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren

Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die meist unmittelbar auf Verletzungen oder Gewebe­schäden zurückzuführen sind, können chronische Schmerzen durch eine Vielzahl unter­schiedlicher Faktoren entstehen. In einigen Fällen lässt sich die genaue Ursache nicht eindeutig feststellen. Mögliche Auslöser sind physio­logischer, psychosozialer oder neurologischer Natur:

  • Entzündungen
  • Verletzungen
  • Postoperative Schmerzen
  • Degenerative, chronische oder neurologische Erkrankungen
  • Nervenschädigungen und neurobiologische Veränderungen im Nervensystem
  • Muskelverspannungen
  • Psychologische oder soziale Faktoren

Das chronische Schmerzsyndrom

Das chronische Schmerzsyndrom bzw. die chronische Schmerzstörung bezeichnet ein eigenständiges Krankheitsbild, bei dem Schmerzen über einen längeren Zeitraum, typischerweise länger als drei bis sechs Monate, bestehen bleiben. Es handelt sich um eine komplexe und oft lebenslange Erkrankung, die nicht nur medizinisch, sondern auch psychosozial belastend ist und erhebliche Einschränkungen im Alltag, Berufsleben und in sozialen Beziehungen verursachen kann.

Unterschied zu akuten Schmerzen

Der wesentliche Unterschied zwischen akuten und chronischen Schmerzen liegt in ihrer Dauer und Funktion. Akute Schmerzen sind eine direkte Reaktion des Körpers auf Verletzungen oder Krankheiten und dienen als Warnsignal. Diese Schmerzen klingen in der Regel ab, sobald die Ursache behandelt ist. Chronische Schmerzen hingegen haben keinen klaren biologischen Zweck und bleiben teils auch ohne erkennbare Ursache bestehen. Wenn der Schmerz nicht wie bei akuten Schmerzen nachlässt, sondern sich im Nervensystem „einnistet“ und dauerhaft bestehen bleibt, spricht man von einer Schmerzchronifizierung.

Art der Schmerzen

Die Schmerzempfindung ist oft vielfältig und komplex. Betroffene berichten von anhaltenden, oft diffusen Schmerzen, die in ihrer Intensität stark variieren können. Der Schmerz kann als stechend, brennend, drückend oder pochend beschrieben werden. Außerdem können chronische Schmerzen an unter­schiedlichen Körperregionen auftreten. Sie können sowohl kontinuierlich als auch wiederkehrend sein und werden oft in verschiedene Kategorien eingeteilt, je nach ihrer Ursache oder dem betroffenen Bereich. Zu den häufigsten Formen gehören neuropathische Schmerzen, somatoforme Schmerzstörungen und chronische entzündliche Schmerzen.

Das chronische Schmerz­syndrom diagnostizieren

Die Diagnose des chronischen Schmerzsyndroms erfordert eine umfassende Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung durch spezialisierte Fachärzte. Da chronische Schmerzen nicht immer eine eindeutige Ursache haben, ist es wichtig, alle möglichen Auslöser und begleitenden Faktoren zu identifizieren. Dazu gehören auch psychische und soziale Aspekte, die den Schmerz beeinflussen können. Eine sorgfältige Differenzialdiagnostik spielt eine zentrale Rolle, um andere Erkrankungen auszuschließen und einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

In der internationalen Krankheitsklassifikation (ICD-11) wird das chronische Schmerzsyndrom inzwischen als eigene Diagnose anerkannt. Dabei handelt es sich um chronische Schmerzen, die länger als drei Monate andauern. Es wird unterschieden zwischen sekundären Schmerzen, die durch eine erkennbare körperliche Ursache entstehen, und primären Schmerzen, bei denen keine eindeutige körperliche Ursache vorliegt – der Schmerz selbst ist hier die Krankheit.

Chronische Schmerzerkrankungen

Beispiele für chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzen können in verschiedenen Körper­bereichen auftreten, einschließlich des Rückens, der Gelenke, des Kopfes, des Bauches und der Muskeln. Häufig stehen sie auch im Zusammen­hang mit anderen Erkrankungen. Hier sind einige häufige Beispiele für chronische Schmerzen.

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Rückenschmerzen

Chronische Rückenschmerzen werden oft ausgelöst durch Fehlhaltungen, Überlastung oder degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule.

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Arthrose

Irreparabler Gelenkverschleiß, der zu chronischem Schmerzen führen kann, insbesondere in den Hüften, Knien, Händen oder der Wirbelsäule.

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Kopfschmerzen

Wiederkehrende Kopfschmerzen, beispielsweise Migräne oder Clusterkopfschmerzen, zählen zu den häufigsten Formen chronischer Schmerzen.

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Fibromyalgie

Weitverbreitete Schmerzen, Muskelsteifheit und Empfindlichkeit gegenüber Berührungen sind charakteristisch für diese chronische Erkrankung.

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Nervenschmerzen

Schäden an Nerven können zu anhaltenden und oft brennenden Schmerzen führen, wie es bei Trigeminusneuralgie oder diabetischer Neuropathie der Fall ist.

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Rheumatoide Arthritis

Diese Autoimmunerkrankung kann anhaltende Gelenkschmerzen verursachen und geht häufig mit chronischen Entzündungen einher.

Auswirkungen und Folgen chronischer Schmerzen

Emotionale und psychische Folgen

Charakteristisch für chronische Schmerzen ist, dass sie nicht nur physische Auswirkungen haben, sondern auch oft mit erheblichen emotionalen und psychischen Belastungen einhergehen. Viele Betroffene entwickeln Depressionen, die durch das ständige Gefühl der Hilflosigkeit und den Verlust von Lebensfreude verstärkt werden. Auch Angstzustände sind häufig, da die Unberechenbarkeit des Schmerzes zu ständiger Besorgnis und Anspannung führt. Diese psychischen Belastungen verschlechtern nicht nur die Lebensqualität, sondern verstärken auch den Schmerz selbst, wodurch ein Teufelskreis aus Schmerz und psychischem Leid entsteht.

Auswirkungen auf das Leben

Chronische Schmerzen können tief in den Alltag eingreifen, da sie häufig mit zusätzlichen Beschwerden wie Erschöpfung, Schlafstörungen oder seelischen Belastungen einhergehen. Dies führt oft zu erheblichen Einschränkungen im Privatleben, im Beruf und in sozialen Beziehungen. Auch die Bewältigung alltäglicher Aufgaben kann durch die chronischen Schmerzen zunehmend erschwert werden, was Gefühle von Frustration und Hilflosigkeit bis hin zur sozialen Isolation begünstigen kann.

Berufliche Auswirkungen

Auch im Berufsleben können chronische Schmerzen weitreichende Folgen haben. Betroffene berichten häufig von einer verminderten Leistungsfähigkeit, Konzentrationsproblemen und einer deutlich geringeren Belastbarkeit. Wiederholte Fehlzeiten sind keine Seltenheit, und in vielen Fällen wird die Erwerbstätigkeit dauerhaft gefährdet oder ganz aufgegeben.

Patientin mit Rückenschmerzen bei der Physiotherapie

Chronische Schmerzen Behandlung

Ganzheitliche Behandlung

Die Behandlung von chronischen Schmerzen erfordert in der Regel eine multidisziplinäre Herangehensweise. Entscheidend ist, welche Schmerzart vorliegt und ob eine Ursache identifiziert werden kann. Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern, die Lebens­qualität zu verbessern und die Funktions­fähigkeit wiederherzustellen.

Ein zentraler Ansatz ist die multimodale Schmerz­therapie, die verschiedene Methoden kombiniert und individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abstimmt. Dazu gehören medikamentöse, nicht-medikamentöse und psycho­therapeutische Maßnahmen, die gemeinsam ein umfassendes Behandlungs­konzept bilden.

Darüber hinaus spielen Lebensstil­änderungen eine wichtige Rolle im Schmerz­management. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und effektives Stress­management unterstützen die Schmerz­linderung und fördern das allgemeine Wohl­befinden. Diese Maßnahmen können helfen, den Körper zu stärken und die Belastungen des chronischen Schmerzsyndroms besser zu bewältigen.

Patientinnen auf Gymnastikbällen bei der Bewegungstherapie

Therapie

Therapiemöglichkeiten

  • Medikamentöse Behandlung: Einsatz von Schmerz­mitteln, Anti­depressiva oder Anti­konvulsiva unter ärztlicher Abklärung.
  • Physiotherapie und Ergotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit, Lösung von Muskelverspannungen und Linderung chronischer Schmerzen.
  • Ergänzende Therapien: Akupunktur und andere alter­native Ansätze können ergänzend wirken, indem sie das allgemeine Wohlbefinden steigern und Schmerzen lindern können.
  • Schmerztherapie: Beispielsweise die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS).
  • Psychotherapeutische Ansätze: Kognitive Verhaltens­therapie, Schmerz­bewältigungs­training oder Achtsamkeit unterstützen beim Umgang mit chronischen Schmerzen.
Patient auf einer Liege wird bei Übung von Physiotherapeutin unterstützt

Klinik für chronische Schmerzen

Behandlung in den Wicker-Kliniken

Wenn chronische Schmerzen über längere Zeit bestehen und die Lebensqualität spürbar einschränken, kann eine gezielte Behandlung in einer spezialisierten Fach- oder Rehaklinik für chronische Schmerzen infrage kommen.

In unseren Kliniken setzen wir sowohl Gruppen- als auch Einzeltherapien ein, um Patienten bei der Bewältigung ihrer seelischen und körperlichen Beschwerden zu unterstützen. Die individuellen Therapie­pläne werden maß­geschneidert erstellt und orientieren sich an den persönlichen Bedürfnissen. Abhängig von der Ursache der chronischen Schmerzen können dabei neurologische, orthopädische oder psycho­somatische Schwerpunkte gesetzt werden. Neben psycho­therapeutischen Behandlungen spielen auch Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegungstherapie und Kunsttherapie eine zentrale Rolle im ganzheitlichen Behandlungs­konzept. Ergänzend steht ein Sozialdienst zur Verfügung, der zusätzliche Unterstützung bietet.

Kontakt

Wir helfen Ihnen gerne weiter

Einige unserer Kliniken sind auf die Behandlung chronischer Schmerzen spezialisiert. Möchten Sie mehr darüber erfahren? Melden Sie sich jederzeit gerne bei uns.

FAQ

Fragen & Antworten
zu chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzen sind belastend und werfen bei Betroffenen wie Angehörigen viele Fragen auf. Wir haben häufig gestellte Fragen für Sie zusammengestellt. Sollten Fragen offen bleiben, kontaktieren Sie uns gerne.

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