Wissen
Der Begriff Histrionische Persönlichkeitsstörung ist weiterentwickelt worden aus dem Begriff der Hysterie. Personen, die an einer histrionischen Persönlichkeitsstörung leiden, möchten stets im Mittelpunkt stehen.
Kliniken
Im Wesentlichen kennzeichnet sich eine histrionische Persönlichkeitsstörung durch verschiedene Verhaltensmuster wie die Tendenz zu Dramatisierung, die verminderte Fähigkeit zwischen Phantasie und Realität zu unterscheiden, ausgeprägte Suggestibilität, übertriebene Koketterie und Theatralik sowie ein von Shapiro als impressionistisch bezeichneter, wenig präziser Denkstil.
Eigenschaften
Um die Diagnose histrionische Persönlichkeitsstörung stellen zu können, müssen mindestens vier der folgenden Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen:
Millon und Davis haben 1996 Subtypen der histrionischen Persönlichkeitsstörung herausgearbeitet. Dabei gibt es fünf Subtypen der histrionischen Persönlichkeitsstörung.
Der Patient scheint in jede Rolle schlüpfen zu können und arbeitet hart daran, sich seine Rolle selbst zu glauben.
Aus der Sucht nach aufregenden Ereignissen heraus erscheint der Patient voller Energie, jedoch in hohem Maße irritabel, impulsiv und sprunghaft.
Der Patient leidet unter affektiver Labilität, dysthymen Phasen und ausgeprägten Gefühlen der Abhängigkeit und Hilflosigkeit. Die Angst, verlassen zu werden, führt zu starken Schwankungen, unterwürfigen, kindlich-naiven und abweisend trotzigen Verhaltensmustern.
Der Patient wird beherrscht durch das Bestreben, Anerkennung und Bewunderung von anderen zu erwirken. Die Patienten zeigen sich hilfsbereit und besorgt und sind nicht selten bereit, sich schier aufzuopfern, um die ersehnte Anerkennung zu gewinnen.
Die Patienten verstehen es häufig meisterhaft, Mitmenschen in eigenem Sinne zu manipulieren, für ihre jeweiligen Zwecke zu missbrauchen und zu kontrollieren. Konkurrenz wird häufig gesucht, doch mitleidlos bisweilen überzogen bekämpft. Wechselt das Interesse, werden in kürzester Zeit aus ehemals Bekämpften neue Bündnispartner.
Darstellung
Das Gemeinsame der Patienten mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung ist, dass sie zumeist unbewusst etwas inszenieren. Die verschiedenen Formen der Inszenierung verfolgen unbewusst das Ziel, das Gegenüber in eine Beziehung einzubinden. Die Patienten bleiben dabei in der Abhängigkeit von ihrem Gegenüber verhaftet, weil sie keinen Zugang zu einem stabilen, eigenen Selbstkern haben. Als „Meister des ersten Eindrucks“ erscheinen die Patienten anfänglich häufig interessant und attraktiv. In der Nähe jedoch verliert sich ihr Glanz. Das unersättliche Bedürfnis nach inszenierten Szenen und Außenreizen scheint tiefgreifende Gefühle eines Mangels, einer fehlenden Authentizität und Echtheit zu überdecken. So versucht der Patient in einem anderen Licht zu erscheinen, zumeist um Bewunderung seines Gegenübers zu erreichen. Es gelingt jedoch vielen Patienten nicht wirklich, das Gefühl zu überdecken, in ihrem Leben keine echte Aufgabe gefunden zu haben, am wirklichen Leben vorbei zu leben und insbesondere auch keine wirkliche Liebe gefunden zu haben.
In der Therapie einer histrionischen Persönlichkeitsstörung wird es vor allem darauf ankommen, eine therapeutische Beziehung aufzubauen, die die geringe Enttäuschungs- und Frustrationstoleranz der Patienten ausbalanciert, sodass sich ein neues Gleichgewicht zwischen Bedürftigkeit in der Beziehung und Drängen nach Autonomie herausbilden kann. Auf individueller Basis müssen die Konflikte der Patienten mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung herausgearbeitet und ihre unbewussten Verarbeitungsweisen verdeutlicht werden. Ein besonderes Gewicht liegt hierbei auf der Stabilisierung des Selbstwertgefühls und der Autonomie.
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